class="csc-frame csc-frame-default"Ist Nicht-Wissen die Abwesenheit von Wissen, oder umgekehrt?

Zentrum Geschichte des Wissens

Universitaet Zuerich

Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich

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MONIQUE LIGTENBERG

Medicine, Masculinities, and Colonial Warfare: German-speaking Physicians and Trans-imperial Knowledge Production in the Dutch East Indies (c. 1873-1914)


Das Forschungsprojekt setzt sich mit deutschsprachigen Ärzten auseinander, die Ende des 19. Jahrhunderts als Sanitätsoffiziere der niederländischen Kolonialarmee (KNIL) beitraten. Aufgrund des akuten Personalmangels in der KNIL rekrutierte die niederländische Kolonialregierung Freiwillige aus ganz Europa. Rekruten deutscher, deutschschweizerischer und österreich-ungarischer Herkunft stellten zeitweise sogar eine Mehrheit im Sanitätskorps (Militair Geneeskundige Dienst) dar. Als «Tools of Empire» sorgten sie dabei einerseits für das Überleben der Truppen, wodurch sie aktiv an der militärischen Eroberung des malaiischen Archipels teilnahmen. Eine beträchtliche Anzahl deutschsprachiger Sanitätsoffiziere verschrieb sich zudem nach Dienstende der naturkundlichen Erforschung der tropischen, niederländischen Kolonie. Dadurch trugen sie andererseits zur (in der Zeit um 1900 hochaktuellen) Wissensproduktion zur Flora, Fauna und Pathogenität der sogenannten «Tropen» bei.

Die Dissertation fokussiert auf diese bisher kaum erforschten, militärischen und wissenschaftlichen Verflechtungen zwischen Zentral- und Nordeuropa sowie Südostasien. Sie schliesst dadurch erstens an jüngste Bestrebungen in der Geschichtswissenschaft an, Kolonialismus und imperiale Eroberung nicht als nationalstaatliches, sondern als transnationales, paneuropäisches Projekt zu verstehen. Zweitens leistet sie einen Beitrag zur «Provinzialisierung» (Chakrabarty) der europäischen Wissensgeschichte, indem die (lange vernachlässigte) Bedeutung aussereuropäischer Räume, Wissenskulturen und subalterner Akteure in der Wissensproduktion um 1900 beleuchtet werden.