class="csc-frame csc-frame-default"Wer legt fest, wo die Zentren und Peripherien des Wissens liegen?

Zentrum Geschichte des Wissens

Universitaet Zuerich

Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich

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Zentrum Geschichte des Wissens

Universitaet Zuerich

Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich

WAS IST DAS ZGW?

Portrait

Das Zentrum »Geschichte des Wissens« (ZGW) war – von 2005 bis Anfang 2022 – eine gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung der Universität Zürich (Kompetenzzentrum) und der ETH Zürich (Zentrum des D-GESS). Es hatte sich der Förderung und Koordination kulturwissenschaftlicher, historischer und philosophischer Forschung und Lehre über moderne Wissenssysteme und Wissensgesellschaften verpflichtet.
Das ZGW verstand sich als wissenschaftlicher Forschungs- und Lehrverbund sowie als Plattform für ein öffentliches Nachdenken über die Funktion von Wissen in modernen Gesellschaften.

Ende 2021 wurde das ZGW von zwölf UZH ProfessorInnen und sechs ETHZ Professoren, sowie 18 temporär assoziierten Mitgliedern (PostDocs) getragen. Es führte damit Kompetenzen aus Philosophie, Literatur-, Kultur-und Geschichtswissenschaft (Wissenschafts-, Global-, Architektur-, Kunst-, Medizin- und Technikgeschichte) zu einem interdisziplinären und stark international ausgerichteten Forschungsverbund zusammen.

Am ZGW angebunden waren auch ein Masterstudiengang sowie ein Doktoratsprogramm. Beide Programme werden nach Ende des ZGW fortgeführt.

Unsere Forschung

Der Ausgangspunkt der Forschung am ZGW ist keine unité de doctrine, sondern ein geteilter Problem- und Fragehorizont, der auf der Annahme basiert, dass die Wissensentwicklung und ihre epistemischen, technischen und kulturellen Voraussetzungen sowie ihre Konsequenzen als grundsätzlich offener Prozess angesehen werden müssen. Das ZGW versteht sich daher als ein Ort, an dem in erster Linie historische, kulturwissenschaftliche und philosophische Reflexionen der Wissensentwicklung stattfinden sollen. Um vorschnelle Grenzziehungen in der Analyse der modernen Wissensgesellschaften zu vermeiden, etwa zwischen wissenschaftlichem und populärem Wissen, werden am ZGW methodisch die Zirkulationen verschiedener Wissensformen innerhalb der Gesellschaft in den Fokus gerückt. Dies umfasst sowohl eine Reflexion über die Entstehung, Erhaltung und den Verfall wissenschaftlichen, technischen und medizinischen Wissens, seiner Praktiken, Semantiken und materiellen Grundlagen, als auch das Nachdenken über nicht-wissenschaftliche Formen von Wissen, wie sie als Wert- und Praxisorientierungen in der Lebenswelt wirksam sind.

Die für das ZGW zentrale Kategorie »Wissen« wird in Abgrenzung zu einem traditionellen Begriff von Wissenschaft bzw. rein »wissenschaftlichem Wissen« folgendermassen umrissen:

Formen des Wissens
Wissen umfasst akademische, aber auch verschiedenste Formen von nicht-gelehrtem, von »öffentlichem« und »populärem« Wissen. Das alte epistemische Privileg des wissenschaftlichen Wissens weicht damit einem dynamischeren und praxiologischen, insgesamt damit komplexeren Begriff von Wissen.

Zirkulationen des Wissens
Wissen zirkuliert zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Sphären. In diesen Austauschprozessen zwischen akademischen und nicht-akademischen Wissensformen wird neues Wissen generiert, verteilt und laufend verändert.

Praktiken des Wissens
Wissen ist nicht freischwebend: Wissen ist zum einen mit Institutionen verbunden und damit Teil von Machtbeziehungen; zum anderen ist Wissen immer mit materiellen Praktiken verwoben, von Medien, Repräsentations- und Visualisierungstechniken sowie von Sprach- und Diskursformen abhängig bzw. durch diese erst konstituiert.


Weiterführende Lektüre:
Pidgin-Knowledge. Wissen und Kolonialismus (Harald Fischer-Tiné 2013)
Was ist Wissensgeschichte? (Philipp Sarasin 2011)
Wissensgeschichte - Eine Standortbestimmung (David Gugerli 2012)
Alle Editoriale unseres Jahrbuchs für Wissensgeschichte (seit 2005)

Unsere Lehre

Nachfrage
Im Zeitalter des Wissens werden Fachleute benötigt, die mit den politischen, wirtschaftlichen, sozialen, ethischen und ästhetischen Voraussetzungen und Folgen der Produktion und Zirkulation von Wissen vertraut sind. Es werden wissenschaftlich geschulte Strateginnen und Strategen benötigt, die verschiedenartige Wissensbestände auf ihre Verflechtungen hin analysieren können. Es werden Sachverständige benötigt, die Wissen allgemeinverständlich vermitteln können.

Angebot
Das ZGW umfasst seit 2007 ein Graduiertenkolleg mit Ende 2021 rund 20 Doktorierenden und einen Masterstudiengang. Des Weiteren werden verschiedene Kurse für Doktorierende der ETHZ und UZH sowie für Pflichtwahlfachstudierende angeboten, z.B. eine periodische Einführungsvorlesung in die Geschichte und Philosophie des Wissens.

LETZTE VERANSTALTUNGEN

Last conference of the ZGW: The Occult in the History of Science, Art, and Religion

PhD Thesis Workshop, January 20–23, 2022
Congress Center Monte Verità, Ascona


The interdisciplinary workshop seeks to explore scientific and aesthetic approaches to the occult through manifold lenses, working against familiar disenchantment narratives that scientific reasoning and Enlightenment world views alienated modernity from occult practices, the natural world and the divine. For this workshop, the terms "occultism" or "the occult" are viewed in an expanded manner, as an effort to produce and interrogate knowledge of "invisible" realities. Analyses of occultism are thus not restricted to religious traditions, practices and phenomena; they also concern the wider aesthetic and scientific formation and transformation of modernity.

The workshop is organized by the ZGW together with the ESSWE – The European Society for the Study of Western Esotericism, and the Chair for Literature and Cultural Studies of ETH Zurich. It forms part of the academic exchange program of the ZGW with the Cohn institute at Tel Aviv University,
 generously supported by the Daniel Gablinger-Stiftung.

Religiöser Anarchismus und Judentum als Schicksal: Gustav Landauer und seine Freunde

Öffentlicher Vortrag, 20. Dezember 2021 von Prof. Yossef Schwartz (Tel Aviv University) 18.15 bis 19.45 Uhr (Poster)

Der Vortrag findet im Rahmen der Ringvorlesung "Devianz und Häresie – Abweichung im Judentum" der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien an der UZH sowie des internationalen akademischen Austauschprogramms mit dem Cohn Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas an der Tel Aviv University, gefördert von der Daniel Gablinger-Stiftung.

Ort: Theologisches Seminar, Kirchgasse 9, 8001 Zürich, Raum KIR-200
Eintritt frei

Mathematical Creativity in the Digital Era

Hybrid Public Lecture, October 25th, 2021
by Prof. Leo Corry (Tel Aviv University)
18.15–20.00 (poster)

A prevailing ideal of mathematical knowledge that consolidated towards the end of the nineteenth century, particularly in number theory, celebrated theory development as the pinnacle of mathematical creativity and downplayed the role of specific computations as mere mechanical aids for the discipline. Working under this ideal, mathematicians of several generations attained remarkable success. The rise of high-speed electronic computation since the mid-twentieth century, however, has challenged this ideal.

The public lecture is a cooperation with the Turing Centre and its lecture series

In fall semester 2021, Leo Corry is academic guest at the ZGW. The international exchange program with the Cohn Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas at the University of Tel Aviv is generously funded by the Daniel Gablinger-Stiftung.

Venue: ETH Zurich, main building, D1.2
Zoom: Link

Rezensionen schreiben und publizieren

Schreibwerkstatt des Doktoratsprogramms »Geschichte des Wissens«, Herbstsemester 2021
22.10., 13–17 Uhr; 10.12., 13–16 Uhr.

Rezensionen zu schreiben ist Teil der wissenschaftlichen Tätigkeit. Wichtig dafür sind der Überblick über ein Forschungsfeld und die Einordnung des zu besprechenden Buches darin. Die Schreibwerkstatt vermittelt die Anforderungen von Rezensionen in den Geisteswissenschaften, insbesondere in der Wissensgeschichte und verwandten Feldern (Wissenschaftsgeschichte, Medizingeschichte, Technikgeschichte, Sozial- und Gesellschaftsgeschichte, Geschlechtergeschichte, Rechtsgeschichte etc.). Die Teilnehmer*innen werden im Rahmen des Workshops angeleitet, eine Rezension bei einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu publizieren.

Dozenten: Gleb Albert, Ruben Hackler, Rezensionsredakteure bei H-Soz-Kult

Epistemologies of the Non-Logos

Public lecture
October 20, 2021

by Prof. Felwine Sarr (Anne-Marie Bryan Distinguished Professor of Romance Studies at Duke University / Visiting Professors of French Literature and Culture at ETH Zurich)
Epistemologies of the Non-Logos
In this lecture, Sarr proposes to rethink the plurality of journeys of human thinking, starting from the idea of equality in principle of the different traditions of thought or discursive practices, while acknowledging their incommensurability. This leads Sarr to consider these different traditions of thought, from their horizons, and the configurations of the thinkable which they propose; as unique journeys of the mind which have developed concurrently, shaped by the cultures from which they originate.(poster)

Time & place: 18:15-19:45, ETH Zurich, Haldeneggsteig 4, IFW A 36
Due to Covid 19 measures and rules, access to the lecture is only possible with Covid certificate and mask.

Further information here.

Marie Curie: Biographical Constructions of a Scientific Heroine

Colloquium of the ETH Chair for Science Studies
October 13, 2021 (program)

Presentation by Tuvaal Klein. In fall semester 2021, Tuvaal Klein is an academic guest at the ZGW. The international exchange program with the Cohn Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas at the University of Tel Aviv is generously funded by the Daniel Gablinger-Stiftung.

Place & time: ETH Zurich, Claussiusstrasse 59, RZ F 21, 16:15.

Doktorierendenseminar »Geschichte des Wissens«

Herbstsemester 2021
Mittwoch 10-12, zweiwöchentlich (ab 22.09.)

Das Doktorierendenseminar bietet eine Plattform für Promotionsprojekte im Feld der Wissensgeschichte. Im Fokus stehen dabei die spezifischen Formen, Zirkulationen und Praktiken von Wissen, seine diskursiven, kulturellen und sozialen, wissenschaftlichen, technologischen, medialen und infrastrukturellen sowie rechtlichen, ökonomischen und politischen Bedingungen und Artikulationsweisen in globalen und transnationalen Perspektiven. Ausgehend von den Forschungsprojekten der Teilnehmer/innen führt das Seminar in die Methoden, die zentrale Literatur und aktuellen Fragestellungen der wissensgeschichtlichen Forschung ein.
Sprachen: deutsch und englisch.

Leitung: Kijan Espahangizi
Anmeldung unter: zgw-dp(at)ethz.ch

Geschichten von Wissen in Gesellschaft

Summer School des Doktoratsprogramms "Geschichte des Wissens"
13.–15. September 2021, Zürich (Flyer)

Wissen ist nicht nur eine Domäne wissenschaftlicher Forschung in Laboren, Instituten und Disziplinen. Es ist auch in gesellschaftlichen Transformationsprozessen präsent: in öffentlichen Debatten, medizinischen und technischen Anwendungen, administrativen Massnahmen, aber auch in künstlerischen und kulturellen Prozessen, in denen je spezifische Wissensformen generiert und damit die Grenzen wissenschaftlichen Wissens wie gesellschaftlicher Strukturen ausgelotet werden. Die Summer School richtet sich an Promovierende, die in ihren historischen Forschungsprojekten, Wissen als Teil gesellschaftlicher und kultureller Veränderungen untersuchen. Im Austausch mit Professor*innen aus dem Feld der Wissensgeschichte werden ausgehend von den Forschungsprojekten der Teilnehmer*innen Methoden erarbeitet, um die Formen, Funktionsweisen und Zirkulation von Wissen sowie seine medialen, institutionellen, ökonomischen, rechtlichen und politischen Bedingungen und Artikulationsformen in gesellschaftlichen und kulturellen Dimensionen zu analysieren.

Mit Prof. Dr. Caroline Arni (Basel), Prof. Dr. Mischa Suter (IHEID Geneva), Prof. Dr. Cécile Stehrenberger (IZWT Wuppertal) und Professor:innen des Doktoratsprogramms "Geschichte des Wissens".

Sprachen: deutsch und englisch.

Bewerbungen mit einem Abstract des Projekts bzw. der geplanten Präsentation (ca. 300 Wörter) bis zum 10. Juni 2021, Anmeldung als HörerInnen bis zum 15. August unter: zgw-dp(at)ethz.ch

NEWS & MEDIENPRÄSENZ

Feierabend!

Nach siebzehn Jahren höchst produktiver und kreativer Arbeit mit unzähligen Veranstaltungen, Publikationen und Kooperationen haben die Mitglieder des ZGW beschlossen das Zentrum auf Anfang 2022 zu schliessen. Das ZGW hat sein Ziel erreicht und dazu beigetragen, die Wissensgeschichte als Ansatz in den Geschichts- und Kulturwissenschaften zu etablieren. Es hat seine Aufgabe erfüllt, den wissenshistorischen Nachwuchs zu fördern und wissenshistorische Perspektiven auch in öffentliche Debatten einzubringen. Angesichts dieses Erfolgs ist es an der Zeit, neue Wege zu gehen. Mit dem Abschluss des ZGW enden Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit, aber die Erkenntnisse und Netzwerke bleiben und einige Programme werden unabhängig fortgeführt: das Masterprogramm zur Geschichte und Philosophie des Wissens MAGPW an der ETH Zürich, die Doktoratskooperation zwischen ETHZ und UZH und das Austauschprogramm mit dem Cohn Institut der Universität Tel Aviv, das ein Zukunft ebenfalls zusammen vom Historischen Seminar der UZH und dem Departement GESS (Abteilung Wissen) der ETH Zürich getragen werden wird. Mit der Auflösung des ZGW möchten wir am Forschungsstandort Zürich Raum schaffen für neue, zeitgemässe Formen für wissenshistorischer Forschungskooperationen. Denn eines ist klar: Wissensgeschichte braucht es auch in der Zukunft.

Academic guest

We are happy to welcome  the PhD student Tuvaal Klein and Prof. Dr. Leo Corry as our academic guests at the ZGW in fall semester 2021 (October – November) in our exchange program with the Cohn Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas at Tel Aviv University, generously funded by the Daniel Gablinger-Stiftung. Corry will be teaching a seminar on the history of the scientific revolution (see here) and and have a lecture on "Images from the History of Science". Tuvaal Klein will present her work on Marie Curie: Biographical Constructions of a Scientific Heroine at the colloquium of the ETH chair for science studies on October 13, 16-18h. 

Publikation

Was ist neu an der New Economy? Eine Spurensuche (Aether 04)

Monika Dommann, Anna Baumann & Anne Christine Schindler (Hg.)
intercom Verlag: Zürich, 2021
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Farewell

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Monika Wulz, die in den letzten Jahren das Doktoratsprogramm des ZGW geleitet hat, für ihre hervorragende und engagierte Arbeit und wünschen alles Gute auf dem weiteren Weg!

The New Book Forum

The New Book Forum: Science, Medicine, Environment is a new collaborative initiative organized by scholars at the ZGW, the Chair of Science Studies at ETH, and the Chair of History of Medicine at UZH, to showcase and discuss new books in the histories of science, medicine, and environment with their authors. In light of the ongoing pandemic, the New Book Forum seeks to provide authors with a platform to present their books outside of the traditional conference circle, and to connect researchers at our institutions in Zurich with the newest scholarship in these fields. 

See the full program for the spring semester here.

The Political and the Epistemic in the Twentieth Century: Historical Perspectives

Kijan Espahangizi & Monika Wulz (Hg.)

KNOW – A Journal on the Formation of Knowledge 4 (2), 2020
Chicago, IL: Univ. of Chicago Press

Einleitung
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